Wissen zwischen Sprache, Information, Bewusstsein
Ein Buch über Probleme mit dem Wissensbegriff

Ich habe mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Begriff, den Grundlagen und der Entwicklung von Wissen und Wissensstrukturen auseinandergesetzt. Daraus ist dieses Buch als erstes entstanden. Es hat den Begriff, die Natur und die Eigenschaften menschlichen Wissens zum Thema.

Bibliographische Angaben:

Seiler, Thomas Bernhard (2008)
Wissen zwischen Sprache, Information, Bewusstsein.
Probleme mit dem Wissensbegriff.
Münster: MV-Wissenschaft.
468 S. 22 €.

Das Buch ist im Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, OHG, Münster erschienen.

Es kann sowohl direkt über den Verlag: www.mv-wissenschaft.com und service@mv-verlag.de, als auch über den Buchhandel unter der ISBN: 978-3-86582-651-0 bestellt werden.

Grundlagen des Wissens

Dieses Buch setzt sich mit den Grundlagen des Wissens, aber auch mit verbreiteten Vorurteilen und Missverständnissen auseinander, die den Begriff und die Praxis des Wissens belasten. Dazu gehören vor allem Zumutungen der Rationalität, der reflexiven Bewusstheit und der Forma­lisier­barkeit. Ihnen werden eine biologisch-leibliche, eine evolutionär-genetische, eine personale, eine strukturelle und eine inhaltliche Perspektive auf das Wissen gegenüber gestellt.

Im ersten Kapitel wird begründet, warum die Sprache als materielles Zeichensystem keine hinreichende Erklärung der Natur und der Entstehung bewussten Wissens liefert. Das zweite zeigt auf, warum auch der Begriff der Information keinen Ausweg bietet. Daher wird menschliches Wissen im dritten Kapitel auf die personalen Erkenntnis­tätigkeiten des Menschen zurückgeführt, die in seiner biologi­schen Natur und Tätigkeit verankert sind. Daraus wird abgeleitet, dass Wissen nicht nur personal ist, sondern auch eine leibliche Natur hat. Handlungen des Organismus bilden sein notwendiges Fundament. Diese verinnerlichen und verselbständigen sich in Prozessen und Strukturen des Gehirns.

Eine zentrale These des Buches lautet daher: Alles Wissen beruht auf personalen Erkenntnis- und Wissenseinheiten, die das Subjekt durch «Verbegrifflichung» von Handlungen konstruiert, und mit denen es seine, durch Kultur und soziale Umwelt geprägte und durch Emotion gefärbte Erfahrung reflektiert und rekonstruiert. Dem steht nicht entgegen, dass personales Wissen, um kommuni­ka­tionsfähig zu werden, durch Objektivierung in Sprache und Information umgewandelt werden muss, und dass die Objektivierung und Standardisierung des Wissens weitreichende Konse­quenzen für das Denken und die Entwicklung des Wissens selbst haben.

Diese These erfordert auch eine Antwort auf die Frage, wie sich Wissen zur Wirklichkeit verhält. Mit dieser Frage nach der Wahrheit des Wissens beschäftigt sich das vierte Kapitel. Darin wird argumentiert, dass Wissen diesen Namen nur verdient, wenn es Anspruch auf Wahrheit erhebt. Aber Wahrheit ist nicht einfach gegeben, noch bildet Wissen die Wirklichkeit ab. Wahsrheit muss hergestellt werden, ohne dass sie je ein für alle Mal erreicht werden könnte. Wahres Wissen beruht auf der fortwährenden und prüfenden Interaktion mit der Wirklichkeit.

Nach der Analyse des Verhältnisses von Wissen zu Sprache, Information und Wirklichkeit wird im fünften Kapitel argumentiert, dass es kein Wissen gibt, das nicht von bewusstem Erleben - allerdings höchst unterschiedlicher Art und Ausprägung - begleitet wird. Auf diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Bewusstsein entsteht und wie es sich zur leiblichen und speziell neurophysiologischen Grundlage des Wissens verhält. Im sechsten Kapitel werden einschlägige Theorien analy­siert, die Bewusstsein auf formale und materielle oder auf somatische und neurophysiologische Strukturen und Prozesse zurück führen, oder den Ausweg in einer geistigen Existenzweise suchen. Ihnen werden Versuche entgegengestellt, die Natur und die Entstehung des Bewusstseins als einen Vorgang zu verstehen, der ein naturalistisches Weltbild nicht sprengt.

Aus der leiblichen Natur menschlichen Erkennens, Denkens und Wissens und aus ihren Ursprüngen im Handeln folgen weitere grundlegende Einsichten: Das siebte Kapitel stellt sich dem Sachverhalt, dass dem logisch rationalen Prozess des Denkens intrinsische Beschränkungen und Grenzen auferlegt sind, die verhindern, dass menschliches Denken mit rein formalen Prozeduren vollständig nachgebildet werden kann. Das achte Kapitel beschäftigt sich mit der allgemeinen Erfahrung, dass Wissen und Denken nicht rein rationaler Natur sind, sondern gleichzeitig und grundlegend durch ein intrinsisches emotionales Erleben bestimmt werden.

Inhaltsverzeichnis

Einführung: Reden über Wissen

1. Wissen als Untersuchungsgegenstand

2.Vorblick auf wichtige Fragestellungen und Themen

3.Wissenschaftstheoretische und Methodische Gesichtspunkte

Erster Problemkreis: Wissen & Sprache
Sprache hängt vom Wissen ab - wie hängt Wissen von Sprache ab?    

1.Was ist Sprache und wie verhält sie sich zum Wissen?  

2.Die hybride und systemische Natur der Sprache

3.Die semiotische Natur sprachlicher Bedeutung

4.Sprache als phänomenale Existenzform des Wissens

Zweiter Problemkreis: Wissen & Information       
Kann Information Wissen ersetzen?

1.Bedeutungen des Begriffs «Information»

2.Information als objektiviertes und so veröffentlichtes Wissen

3.Zur Beziehung von öffentlichem und Personalem Wissen

4.Eigenschaften personalen Wissens

5.Information als Modell für Kognition

Dritter Problemkreis: Wissen & Erkennen
 Wissen ist produkt des Erkennens

1.Der Wissensbegriff

2.Der Weltbezug des Wissens oder Wissen als Erkenntnis

3.Perspektiven und Prinzipien der Strukturgenetischen ErkenntnisTheorie

4.Erkennen als adaptive Konstruktion oder Interaktion

Vierter Problemkreis: Wissen & Wahrheit
Entweder es gibt wahres Wissen, oder es gibt kein Wissen

1.Die Begriffe der Wahrheit und der Wirklichkeit

2.Epistemologische Vorannahmen

3.Wahre Erkenntnis ist kein Abbild der Wirklichkeit

4.Wahrheit setzt auf die Interaktion mit der Wirklichkeit

5. Irrtum und Wahrheit oder können wir wissen, wann Wissen wahr ist?

6.Zusammenfassende Charakterisierung des Wahrheitsanspruchs von Wissen

Fünfter Problemkreis: Wissen & Bewusstsein
Ohne Bewusstsein kein Wissen?

1.Einführung: Facetten des Bewusstseinproblems

2.Analyse der Eigenschaften des phänomenalen Bewusstseins

3.Arten und Ebenen von Bewusstsein und ihre Ontogenese

4.Prozesse der Bewusstmachung

5.Von der Beschreibung zur Erklärung des Bewusstseins

Sechster Problemkreis:Existenz & Herkunft des Bewusstseins
 
Wie existiert und Wie entsteht Bewusstsein?

1.Welche Positionen lassen sich unterscheiden?

2.Wie wirklich sind Bewusstseinsphänomene?

3.reduktionistische Erklärungsweisen

4.Korrespondenz, Repräsentation und Supervenienz

5.Bewusstsein: ein Phänomenales selbstreferentielles System

6. Bewusstsein: eine emergente Eigenschaft

Siebter Problemkreis:Wissen & Logik
 
Welche Logik ist menschlichem Wissen und Denken inhärent?

1.Es gibt eine «natürliche» Logik

2.Alternative Erklärungen

3.Eigenschaften und Grenzen der natürlichen Logik

4.Alternative Erklärungen der Entstehung der menschlichen Logik

5.Strukturgenese der Logik

6.Zum Status von Logik im wissenschaftlichen Diskurs

Achter Problemkreis: Wissen & Wert
 
Kommt Wissen ohne Werte und Emotionen aus?

1.Werte und Bewertungen

2.Die emotionale Besetzung der Wissensstrukturen: Die Befundlage

3.Versuch einer theoretischen Fundierung der Wertbesetztheit von Wissen

4.Emotion und Sprache, Reflexion und Empathie

Literatur




 Home